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12.08.2025rss_feed

Interview mit NDR-Journalistinnen zu Russland-Sanktionen im Holzhandel

Auch wenn das Thema aktuell aufgrund der EUDR und den US-Zöllen etwas in den Hintergrund gerät, die Russland-Sanktionen, deren Umsetzung und Überwachung bleiben für den Holzhandel ein zentrales Thema. In einem aktuellen Interview mit dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) konnte der GD Holz erneut seine Haltung deutlich machen.


In dem Hintergrundgespräch wurde erläutert, wie die Branche verantwortungsvoll mit den bestehenden Regelungen umgeht. Es wurde betont, dass der Verband sogar mehrfach eine Verschärfung der Sanktionen gefordert hat – konkret die Einbeziehung von in Drittstaaten aus russischen Vormaterialien produzierten Waren in den Sanktionsumfang. Dies würde Rechtssicherheit bringen, deren Einhaltung insbesondere im Zusammenspiel von derzeit gültiger EUTR und den Sanktionsregeln oft nicht trivial ist.

Dies war im Austausch mit den Journalistinnen auch hauptsächlicher Gegenstand des Gesprächs. Wir wiesen darauf hin, dass es trotz der Sanktionen noch legale Ware mit Ursprung Russland oder Belarus im Markt geben kann – etwa, wenn diese vor Inkrafttreten der Maßnahmen importiert wurde, nachweislich den geltenden Rechtsvorschriften entspricht oder aufgrund der langen Aufarbeitungszeiten im Schnittholzbereich, gepaart mit einem konjunkturell langsamen Abfluss nun erst vermarktet wird (siehe hierzu auch GD Holz Newsletter vom 26. Februar 2025, Artikel Trotz Sanktionen noch russische Lärche im Verkauf, geht das? Eine Argumentationshilfe).


Zugleich machten wir unmissverständlich klar, dass wir Umgehungsversuche strikt ablehnen. Unsere Mitgliedsunternehmen wurden wiederholt umfassend über die rechtlichen Rahmenbedingungen informiert – einschließlich der Sorgfaltspflichten, Dokumentationsanforderungen und der klaren Abgrenzung zwischen legaler Altware und sanktionierter Neuware, nebst dem eindeutigen Verstoß gegen die EUTR aufgrund der Nichtbelegbarkeit des legalen Ursprungs, egal ob nun bei Schnittholz oder Sperrholz.

Mit dieser konsequenten Position – einschließlich unserer Forderung nach einer weitergehenden Ausweitung der Sanktionen – wollen wir zur Transparenz beitragen, das Vertrauen in die Lieferketten des europäischen Holzhandels stärken und mögliche Risiken für Unternehmen minimieren. Bei dem Gespräch mit dem NDR handelte es sich zunächst um ein Hintergrundgespräch, aus dem zu gegebener Zeit möglicherweise noch Material veröffentlicht werden kann. (NOP)


Foto: © Fotolia.com

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Kommentare

Jürgen Schmidt
13.08.2025 14:21
Steigende Importe:
Russland ist zu einem wichtigen Düngemittel-Lieferanten für die EU geworden, wobei die Importe im Jahr 2024 um mehr als 33% auf rund 2 Milliarden US-Dollar (1,75 Milliarden Euro) gestiegen sind, so DW.
Es gibt nichts hinzuzufügen wir werden verarscht /
VG Jürgen Schmidt

Nils Petersen
14.08.2025 09:52
Herr Schmidt, danke für den Kommentar - er erschließt sich mir allerdings nicht. Düngemittel stellen wir selber her, die Rohstoffe allerdings nicht und die beziehen wir für die drei großen Düngemittelsorten Phosphatdünger / Stickstoffdünger / Kalidünger aus Russland und Belarus. Wir können auf vieles verzichten und auch wenn der Einschnitt zur Kompensation der russischen Holzsortimente fies war, das können wir kompensieren. Produkte der Landwirtschaft, also Nahrungsmittel für 450 Millionen Europäer aber nicht - und so kommt es, dass das eine auf den Listen der sanktionierten Güter steht und das andere nicht. VG, Nils O. Petersen

Klaus Schmidt
15.08.2025 08:59
Das EU-Importverbot für russisches Holz ist politisch nachvollziehbar – wirtschaftlich aber einseitig belastend.
Während europäische Unternehmen ihre Lieferketten neu aufbauen, höhere Rohstoffpreise zahlen oder sogar Betriebe schließen müssen, verkaufen russische Produzenten einfach in Märkte ohne Sanktionen wie USA, China oder Türkei.
Ohne internationale Koordination verliert die Maßnahme einen Großteil ihrer Wirkung: Der Schaden für Russland wird verwässert, die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Industrie sinkt – und Arbeitsplätze gehen verloren. 'Dementsprechend schließe ich mich den Worten von Herr Jürgen Schmidt an; wir werden verarscht

Nils Petersen
15.08.2025 10:20
Lieber Klaus, danke auch hier für den Kommentar.
Die gesamtwirtschaftliche Konsequenz für die EU ist belastend, das ist sicher richtig. Wenn man sich allerdings die wirtschaftliche Lage von Russland ansieht, ist das desolat. Für 2025 wird das BIP mit +1… +2% berechnet, nicht rosig. Der Verteidigungssektor frisst mit über 40% der Staatsausgaben den Löwenanteil, die Bereiche Bildung, Gesundheit, Infrastruktur werden reduziert und die staatl. Rücklagen sind zu 60% aufgebraucht. Inflation um 10%, Leitzins 21%, Bankensektor erodiert, Investitionen bleiben aus und die Automobilproduktion, als Beispiel, liegt 85% unter Vorkriegsniveau! Da kann man nicht sagen, dass die Sanktionen uns mehr treffen als Russland – es stimmt einfach nicht, und noch viel weniger, wenn man die EU als Beispiel nimmt und nicht Deutschland.
Auch im Holz (oder Öl!) hat die Umstrukturierung aus Russland heraus nach China, Indien und in die Türkei Geld gekostet, die Lieferketten sind teurer und es gibt noch immer keine Infrastruktur, die ausreicht, um den Verlust der hochwertigen EU-Märkte und Produkte auch nur ansatzweise auszugleichen! Ich hingegen kenne kein einziges Unternehmen oder GD Holz Mitglied, das wegen der Sanktionen dicht gemacht hat – zweifelsohne, einige haben schwere Zeiten der Umstrukturierung hinter sich oder durchlaufen sie noch…! Objektiv bewertet kann ich das oben gesagte jedoch nicht teilen. Grüße, Nils